Teaching Tools: PowerPoint Karaoke

Am Ende jedes Semesters rückt das Interesse für die Inhalte einer Vorlesung in den Hintergrund und die Frage nach der Prüfung rückt in den Fokus. Ich sehe an dieser Stelle auch die Lehrenden in der Pflicht, die Studierenden gut auf eine Prüfung vorzubereiten. Aber wie soll so eine Prüfungsvorbereitung aussehen? Hier zwei herkömmliche Modelle:

  • Alte Klausuren rechnen:  Eventuell möchte man keine alten Klausuren herausgeben. Aber auch abgesehen davon läuft man damit aus meiner Sicht Gefahr die Studierenden auf die Prüfung zu „overfitten“, anstatt sicherzustellen, dass der Stoff aufgenommen und verstanden wurde.
  • Fragen der Studierenden beantworten: Erfahrungsgemäß werden hier viele Fragen nicht gestellt. Viele Studierenden trauen sich scheinbar nicht, Wissenslücken im Hörsaal offen kund zu tun. Eine Lösung hierfür könnte es sein, die Fragen vorab per Mail einzusammeln. Aber auch das tun die wenigstens Studierenden.

Beides fand ich wenig befriedigend und habe mich daher für eine andere Variante entschieden: PowerPoint-Karaoke.

Zwei Wochen vorher angekündigt, fordere ich die Studierenden auf, in Gruppen kurze PPT-Präsentationen (8-10 Folien) zu Themen zu erstellen, bei denen sie für sich selbst Nachholbedarf sehen. Dabei gebe ich bewusst nicht vor, wie groß eine Gruppe sein soll oder Ähnliches. Diese Foliensätze muss ich dann in der Veranstaltung „vorturnen“. Dabei gibt es nur zwei Regeln: Der Inhalt muss der Veranstaltung entstammen und fachlich korrekt sein. Ansonsten ist alles erlaubt bzw. sogar gewünscht: Die Studierenden sollen mich ganz bewusst auf’s Glatteis führen und mir das Präsentieren so schwer wie möglich machen. Im Anschluss an die Präsentation lade ich die Folien dann in unser LMS hoch.

Didaktisch hat das aus meiner Sicht folgende Vorteile:

  • Die Studierenden der Gruppe wiederholen den Stoff der Veranstaltung, um fachlich korrekte Folien erstellen zu können
  • Alle anderen Studierenden hören das Thema auch noch einmal, weil ich es nochmal vortrage
  • Last, but definetly not least: Es macht Spaß und erhöht damit die intrinsische Motivation, sich mit dem Thema auseinander zu setzen.

Die Folien lasse ich mir per Mail bis zum Abend vor der Veranstaltung schicken, damit ich im Notfall noch etwas anderes improvi… vorbereiten kann. Dass nicht genug Folien zusammengekommen sind, ist aber bisher noch nicht passiert – eher im Gegenteil!

Die Nachteile bzw. bedenkenswerte Punkte der Methode möchte ich allerdings auch nicht verschweigen:

  1. Die Studierenden sind echt kreativ darin, fast schon perverse Präsentationen zu erstellen. Ergo: Ich mache mich ziemlich zum Clown. Das muss man mögen bzw. es muss zu seinem selbst passen. Bei mir passt es ziemlich gut, denke ich, aber das wird sicherlich nicht bei allen Lehrenden so sein.
  2. Es kostet vergleichsweise viel Zeit. Speziell im Vergleich zum Modell, wo die Fragen der Studierenden beantwortet werden, ist die notwendige Präsenzzeit hier (deutlich) höher. Normalerweise plane ich einen Slot von 90 Minuten ein.

Die Rückmeldungen der Studierenden sind bisher durchweg positiv, bis hin zur expliziten Erwähnung in der Lehrevaluation.

Sollte jemand sich hier inspirieren lassen, wäre ich sehr daran interessiert dazu ein kurzes Feedback zu bekommen, wie es bei euch geklappt hat bzw. an welchen Stellen eventuell noch etwas verbessert bzw. modifiziert worden ist.

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