Mikrocontroller für Kids – Überblick Juniorakademie NRW 2018

Heute will ich die Gelegenheit nutzen, unseren Leserinnen und Lesern einen kleinen Einblick in ein Projekt zu geben, das mir sehr am Herzen liegt. Zugegebenermaßen, davon gibt es einige. Dazu aber später mehr. Die Juniorakademie rückt näher, daher ist das Projekt aktuell das akuteste.

Die JuniorAkademien NRW sind Teil eines bundesweiten Programms zur Begabtenförderung (das Für und Wider solcher Programme werde ich zu gegebener Zeit vielleicht mal thematisieren), in das ich vor über fünf Jahren eingestiegen bin. Damals wurde ich nach einem recht erfolgreichen Workshop rund um Lego Mindstorms für Viertklässler in einem Aachener Gymnasium angesprochen, ob ich mir nicht auch eine Beteiligung an der Juniorakademie vorstellen kann. Da habe ich nicht „Nein“ sagen können. In meinen ersten beiden Jahren habe ich mit dem Thema Kryptologie ein bestehendes Workshopkonzept zusammen mit einem guten Freund übernommen, dann aber mit ihm zusammen, da wir beide doch eher praktisch veranlagt sind, ein völlig neues Konzept entwickelt, unser Do-It-Yourself-Camp, das offiziell unter dem Titel „Mikrocontrollerprogrammierung“ läuft.

Das Konzept der Juniorakademien ist schnell erklärt: An drei Standorten in NRW bekommen ausgewählte Jugendliche, in der Regel 14-15 Jahre alt, die Chance sich in einem von drei Kursen pro Standort für zehn Tage mit Gleichgesinnten intensiv mit einem spannenden Thema wie Nanotechnologie, Forensik oder eben Mikrocontrollerprogrammierung auseinanderzusetzen. Die Kurse werden dabei paritätisch besetzt, in jedem Kurs neun Mädels und neun Jungs. Soziale Aktivitäten stehen dabei ebenso im Rahmenprogramm wie Sport, Musik und die Hobbys der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Unser höchstes Anliegen im Kurs ist Empowerment – den Schülerinnen und Schülern zu zeigen, dass sie alles schaffen können, wenn sie nur genug Ehrgeiz mitbringen. Dazu gehört neben professionellem Projektmanagement, das aktiv erlebt wird, die Planung und Umsetzung des Projektes. Und zwar in Theorie und Praxis. Und glaubt mir, für mich als ambitionierten Hobbyheimwerker und studierter Pädagoge gibt es kaum einen schöneren Anblick als einen kleinen „Nerd“, vermutlich Akademikerkind, das sich fast zwei Tage begeistert mit einem Exzenterschleifer über Dachlatten hermacht, weil es wahrscheinlich noch nie im Leben echtes Werkzeug in der Hand hatte.

Der Kurs gliedert sich dabei in folgende Teile:

1. Einstieg in die Mikrocontrollerprogrammierung
Hier greifen wir auf das Material des Schülerlabors InfoSphere der RWTH zurück, insbesondere das Modul „Informatik Enlightened“, das einen schönen, strukturierten Einstieg in die Programmierung von Arduino-Mikrocontrollern ermöglicht. Hierfür wird gut ein Tag veranschlagt.

2. Die kleine Materialkunde
Über viele Kursjahre (und durch Ergänzung meines privaten Fundus 😉 ) hat sich eine ganze Menge Aktoren, Sensoren, Mikrocontroller, Werkzeug und Material angesammelt. Einen knappen halben Tag bekommen die SuS eine Einführung in Auswahl, Einsatzmöglichkeiten und weitere Beschaffungsoptionen.

3. Projektmanagement
Die Methode SCRUM kommt aus dem agilen Projektmanagement in der Softwareentwicklung und ist in der IT-Branche weit verbreitet. Nach dieser Methode wird auch im Kurs gearbeitet, wenn auch mit organisatorischen und zielgruppenspezifischen Anpassungen. Die Einführung nimmt ebenfalls einen halben Tag in Anspruch.

4. Die Qual der Wahl
Hier steht zunächst die Wahl des Projektmanagement-Teams an. SCRUM sieht einen Scrum-Master vor, hier haben wir adaptiert, um die Verantwortung nicht auf die Schultern eines einzelnen Kindes zu lasten. Vier Teilnehmerinnen und Teilnehmer teilen sich den Job (in diesem Jahr auch paritätisch besetzt – dazu vielleicht auch später mehr), darüber hinaus springen sie in den Teams ein wo Not am Mann (oder der Frau) ist.
Dann kommt die spannendste Phase – auch und besonders für uns als Kursleiter. Wir ziehen uns zurück und trinken eine Stunde lang nervös unseren Kaffee, während der Kurs über Projekte berät, mit denen sie sich in den verbleibenden acht Tagen beschäftigen wollen. Anschließend stellt uns das Projektmanagement-Team drei dieser Ideen vor. Hier kommt unser letzter offizieller Input als Kursleiter: Wir geben eine realistische Einschätzung welche dieser Projekte mit den gegebenen Ressourcen in der verfügbaren Zeit umsetzbar sein sollten. Die finale Entscheidung bleibt aber beim Kurs.

5. Die Arbeitsphase
Nachdem wir ja jetzt das Management aus der Hand gelegt haben, legen wir uns natürlich nicht auf die faule Haut. Wir wechseln unsere Rolle und sind ab jetzt nur noch „die Idioten aus der Werkstatt“. Idioten, weil wir bewusst nicht mehr mitdenken – die Kinder schreiben Auftragsscheine, wir führen aus. Dafür müssen diese hinreichend präzise sein. In der Werkstatt heißt insbesondere, dass große Gerätschaften wie meine geliebte Zug-Kapp-und-Gehrungssäge natürlich nicht von den Kids bedient werden.
Ganz allein lassen wir unseren Kurs allerdings nicht. Über die passenden Formulare können auch technischer Support und Expertendiskussionen angefordert werden.
Und am Ende steht in der Regel ein großartiges Projekt – dazu mehr in einem anderen Beitrag.

Da hoffentlich auch die ein oder andere interessierte Lehrkraft eines Tages über diesen Blog stolpert, werde ich gerne auch noch etwas mehr ins Detail gehen, aber zu gegebener Zeit, hoffentlich wenn auch die jeweiligen Phasen anstehen. Im nächsten JA-Beitrag wird es aber erstmal um die Detailvorbereitungen gehen – wenn mein Kursleiterkumpel und ich Zeit für die Inventur finden.

stay tuned

 

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