Currywursttest Part 1 – Was können Linzer Würstl?

Vielleicht erst einmal ein bisschen Kontext, bevor unsere werten Leser hier verzweifelt wieder verschwinden. Seit mittlerweile drei Jahren bin ich in der Wissenschaft tätig, da fährt man hin und wieder mal auf eine Konferenz, um seine Arbeit zu präsentieren und sich mit Kollegen vom Fach auszutauschen.

Viele meiner Kolleginnen und Kollegen haben sich kleine Konferenzrituale angeeignet – seien es Postkarten, Selfies vor Sehenswürdigkeiten oder andere Kleinigkeiten. Ich bin im Rheinland aufgewachsen und fühle mich in NRW zuhause. Auch kulinarisch. Und was ist das Highlight im Ruhrgebiet? Für manchen mag es der rheinische Sauerbraten sein, für andere die Öcher Printe. Für mich ist es die Currywurst. So teste ich in jeder Stadt, in die es mich beruflich treibt, die beste Currywurst. Welche die beste ist, ist natürlich erstmal rein subjektiv. Daher werden, schön wissenschaftlich, erstmal mindestens drei Einheimische nach der Quelle der besten Currywurst befragt und diese dann getestet.

Jetzt bin ich frisch zurück aus dem schönen Linz, der Hauptstadt Oberösterreichs, und habe dort tatsächlich mehr als eine Currywurst getestet. Hier folgt die Rezension der ersten, die zweite (war leider erforderlich) folgt in Kürze:

Die Linzer Currywurst verwirrt und überrascht zugleich: die Soße, offensichtlich hausgemacht, erreicht zwar kein Ruhrpottniveau, bietet aber einen ausgewogenen Kompromiss zwischen Süße, Fruchtigkeit und einem Hauch Schärfe. Die Kombination dieser doch relativ würzigen und Curry-lastigen Soße mit zweierlei relativ neutralen, sich im Wesentlichen lediglich farblich voneinander unterscheidenden Currypulvern ist jedoch als handwerklicher Anfängerfehler zu betrachten, der Meistern dieses Faches eigentlich nicht mehr unterlaufen darf. Ob hier eine gesamtregionale Geschmacksverirrung vorliegt entzieht sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt der Kenntnis des Autors und bedarf weiterer Erhebungen. Daher wird diese Tatsache vorläufig nicht dem Wirt angelastet, bis der Sachverhalt abschließend geklärt ist.


Hervorzuheben an der vorliegenden Currywurst ist dagegen die Geduld und Hingabe, die in die doch sehr unorthodoxe Zubereitung gesteckt wird: nach einem kurzen Aufenthalt im Wurstsieder (der beim Autor fast zum durchaus berechtigten Schlaganfall geführt hat), Schnitt der Budeninhaber die Wurst mit dem Messer in zehn akkurate Stückchen, die beidseitig bis zum Grad der optimalen Bräunung auf der eigens gereinigten Grillplatte geröstet wurden.


Leider rettet auch dieser liebevolle Umgang die, mit 3€ inklusive Semmel unterm Strich recht günstige, Wurst nicht: die Fleischmasse erinnert sowohl in Konsistenz als auch Geschmack an den Kartoffelpürree in der Ahornmensa.
Damit platziert sich die Linzer Curry noch vor Chemnitz, muss sich aber trotz aller Handarbeit im Zubereitungsprozess hinter dem darmlosen Berliner Friteusendesaster einordnen. 3,5/10 Punkten.

Ich habe noch Rezensionen für Berlin, Chemnitz, Bochum und München in der Pipeline, darüber hinaus haben (damals noch unbebilderte) Tests in Darmstadt, Potsdam, Dortmund und Koblenz stattgefunden, die vielleicht eines Tages auch ihren Weg in diesen schönen Blog finden werden.

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